Warme Raumgestaltung mit Holz

Artikel 6.9.2017 0:00 EEST

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Für die Renovierung eines Sommerhauses auf einer finnischen Inselgruppe gab es zwei Zielvorgaben: Es sollte ein nahtloser Übergang zwischen den neuen und alten Oberflächen im Innenbereich geschaffen werden und die Einrichtung musste zu dem herrlichen Ausblick passen, den die großen Fenster bieten. Mit Birkensperrholz ließ sich diese Vision in die Tat umsetzen.

Die Raumgestalterin und Innenarchitektin Minna Jones ist seit über einem Jahrzehnt als Unternehmerin tätig. Dank einer Ausbildung in der Bekleidungsbranche verfügte sie über Grundlagenkenntnisse, die ihr bei ihrer neuen Aufgabe zugute kamen – denn auch hier drehte sich alles um Fragen der Ästhetik, des praktischen Nutzens und der Auswahl geeigneter Materialien. „Es gibt keinen großen Unterschied zwischen Möbeln und Bekleidung“, meint Jones. Ihr Interesse an der eigenen Arbeit ist so groß, dass man von einer Berufung sprechen kann: Jones übernimmt nämlich nicht nur Projekte für ihre Kunden, sondern sie liebt es auch, in ihrer Freizeit zu entwerfen, zu gestalten und zu renovieren.

Vor einigen Jahren erwarb Jones gemeinsam mit ihrer Familie ein schmales Blockhaus in Nauvo. Das auf 46 Quadratmetern erbaute Ferienhaus aus dem Jahr 1973 war renovierungsbedürftig, außerdem wurde ein Anbau benötigt, damit die fünfköpfige Familie dort ganzjährig ihre Freizeit verbringen konnte. Minna Jones entwarf einen modernen zweigeschossigen Anbau für das bestehende Gebäude.

„Ich wollte, dass die Oberflächen der alten, dünnen Holzstrukturen des Blockhauses und die Oberflächen im Innenbereich des Neubaus ein einheitliches Bild ergeben. Außerdem musste die Atmosphäre in den Räumen mit der Aussicht aus den großen Fenstern harmonieren. Ich mag Oberflächen, die das Gefühl und die Optik von Holz bewahren. Darum habe ich mich bei der Materialwahl für Birkensperrholz entschieden. Bei der Nutzung im Innenbereich bietet unbehandeltes Birkensperrholz eine gute Widerstandsfähigkeit gegenüber den Bedingungen, die auf der Inselgruppe herrschen; es hält auch unbeständigem Wetter und Feuchtigkeit gut stand. Zudem bekommt es mit der Zeit eine schöne Patina“, erklärt Jones. Das Ferienhaus verfügt nun über eine Fläche von zirka 80 Quadratmetern. Seine Innenwände und Decken sind mit Birkensperrholz ausgekleidet. Der alte Dielenboden des Blockhauses war zu uneben, um noch repariert zu werden, und so wurde ein neuer Fußboden aus Kiefernholzdielen verlegt. Diese wurden gebeizt und gewachst, um eine polierte Optik zu erzeugen.

„Birkensperrholz bringt mehr Wärme in moderne Einrichtungen. Wenn bei der Gestaltung von Räumen beispielsweise viel Weiß verwendet wurde, kann durch Birkensperrholz der Gesamteindruck aufgelockert werden”, sagt Jones. „Mir gefällt die Oberfläche von Birkensperrholz. Es wirkt lebendig und sieht auch unbehandelt schön aus. Sperrholz ist außerdem ein traditionelles finnisches Material. Beispielsweise verwendete Alvar Aalto bei seinen Entwürfen viel Sperrholz; das hat über die Jahre zweifelsohne meinen eigenen Geschmack beeinflusst. Ich hatte eine so klare Vorstellung bezüglich der Verwendung von Holz für die Innenraumgestaltung des Hauses, dass ich überhaupt nicht an Alternativen gedacht habe.“

Wachsendes Interesse an Sperrholz

Jones verwendete Sperrholz nicht nur für die Wände und Decken des Hauses, sondern auch für die schwebenden Küchentheken und einen Teil der Möbel und Armaturen. Sie ließ das Sperrholz von einem Schreiner, den sie bereits kannte, ausmessen und verarbeiten. „In einem alten Gebäude sind die Wände möglicherweise nicht ganz gerade, deshalb ist es extrem wichtig, einen guten Schreiner zu haben“, erklärt Jones. Sie dokumentierte den Fortschritt des Renovierungsprojekts in ihrem Blog und erhielt daraufhin viele Fragen zum Bauen mit Holz und zur Verwendung von Sperrholz, teilweise sogar Anfragen aus dem Ausland. „Holz gilt in anderen Regionen Europas eher als exotisch. Bei uns in Finnland ist Holz dagegen ein vertrautes Material, das wir manchmal sogar als selbstverständlich betrachten.“


Wie Jones jedoch festgestellt hat, geht der Trend in der Innenraumgestaltung weg von harten und klinischen Interieurs und hin zu Holz und natürlichen Materialien. „Auch in Finnland hat die Beliebtheit von Holzmöbeln in den vergangenen zehn Jahren wieder zugenommen. Unbehandelte Holzoberflächen werden häufiger bei der Innenraumgestaltung eingesetzt und Blockwände werden nun nicht mehr verdeckt. Lackieren, Wachsen und andere Arten der Oberflächenbehandlung von Holz erfreuen sich ebenfalls gesteigerter Beliebtheit“, bemerkt Jones.

Nachhaltige Ausstattung – auch für Sommerhäuser

Jones und ihre Familie renovierten ihr Ferienhaus mit einem geringen Budget, gingen jedoch bei der Qualität keine Kompromisse ein. Minna Jones erklärt, dass sie einen Großteil der Möbel und Bezugsstoffe aus zweiter Hand erworben hat.

„Bei meinen Designprojekten möchte ich auch den ökologischen Aspekt berücksichtigen. In ländlichen Gegenden ist es nicht ganz so leicht, Dinge wieder loszuwerden, die sich als Fehlkäufe entpuppt haben: Es gibt bei uns nur einen kleinen Mülleimer für Haushaltsabfälle, und Sondermüll stellt ein ganz schönes Problem dar! Der Slogan von Artek – ‚Jetzt kaufen, für immer behalten‘ – trifft somit auf dem Land in besonderer Weise zu.“

Für Jones gibt es in Sachen Einrichtung beim typischen finnischen Ferienhaus noch Verbesserungsbedarf.

„Viele Finnen verwenden sprichwörtlich Schrott, um ihr Sommerhaus einzurichten. Sie fahren ein teures Auto, doch dann schleppen sie all ihr altes oder kaputtes Zeug in ihr Ferienhaus, anstatt es wegzuwerfen. Das Gleiche gilt für Dinge, die nicht mehr zur Einrichtung daheim passen. Die Finnen könnten bei der Einrichtung ihrer Sommerhäuser durchaus noch ein paar Lektionen lernen! Der Sinn eines solchen Ferienhauses ist ja, dass man einen Ort hat, an dem man die Seele baumeln lassen kann. Wir haben ein wunderbares, gut funktionierendes Recyclingsystem in Finnland: Man kann fast alles, was einem nicht mehr gefällt, verkaufen oder verschenken. Ich verstehe nicht, was die Leute dazu bewegt, ihr Sommerhaus als eine Art Recyclinghof für ihr Leben zu nutzen“, bemerkt Jones. Sie wirbt für nachhaltige und funktionale Käufe. „Das Leben wird viel einfacher, wenn man nicht ständig um etwas herum gehen und Dinge aus dem Weg räumen oder Souvenirs von Spinnennetzen befreien muss.“

Minna Jones liebt traditionelle und zeitlose Objekte. „Eine Oberfläche aus Sperrholz wird auch in zehn Jahren noch gut aussehen. Vielleicht ändert sich die Dekoration, doch die Wände bleiben gleich. Sie werden nur mit der Zeit etwas dunkler, was ganz natürlich ist.“

Als nächstes Projekt plant Jones, eine neue Saunahütte zu bauen und den Uferbereich zu verschönern. „Meine Projektliste ist endlos, aber das Ferienhaus ist schon mal in einem sehr guten Zustand“, sagt sie zum Abschluss.

 

Photo: Minna Jones